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Die Wiederentdeckung der Schmerzen

Die Wiederentdeckung der Schmerzen oder …

Die Wiederentdeckung der Schmerzen oder …

TRI MOTION in SAALFELDEN 2011

Normalerweise war die TRI MOTION der sportliche aber auch kulinarische Ausklang der Triathlon-Saison. Dementsprechend wurde auch nicht mehr konsequent trainiert und der Bewerb mit seiner Postkartenidylle relativ unvorbereitet angegangen.

In diesem Jahr war das für mich ein wenig anders, da ich eine Langdistanzpause eingeplant hatte. Eigentlich wollte ich bereits im Mai mit der Halbdistanz in Wien, beim gut organisierten Viennaman, meinen Höhepunkt setzen und den Rest der Saison dann mit ein paar kleinen Zielen verstreichen lassen. Ich war gut vorbereitet und hatte nach einem Trainingslager auf Fuerteventura mit Roland und Johannes auch ein gutes Gefühl für diesen Bewerb. Das kalte und grausame Wetter machte dieser Planung allerdings einen Strich durch die Rechnung und die TRI MOTION wurde somit zum Saisonhöhepunkt erklärt. Das Ziel war klar. Unter 5 Stunden, denn das wollte ich schon im vorigen Jahr erreichen. Somit wurde das Training mit einigen Unterbrechungen auf dieses Ziel ausgerichtet.

Als Vorbereitung und Test machte ich den Salzburgerland Triathlon in Kuchl (Olympisch) und den super organisierten Gmundner Triathlon mit. Bei beiden Bewerben konnte ich einen guten Leistungsanstieg beim Laufen und eine Verbesserung beim Radfahren feststellen. Saalfelden konnte also kommen. Die Ungewissheit waren noch die harten Streckenprofile über die längeren Distanzen. Schnell geht ja mittlerweile, aber langes Training war nicht der Schwerpunkt. Dies dürfte auch die titelgebende Erkenntnis für den Titel des Berichts sein. Aber jetzt ab nach Saalfelden …

Die Daten:

2 km Schwimmen im Ritzensee

80 km Radfahren mit unzähligen Anstiegen

22 km Laufen mit einem ebenfalls schwierigen Profil

Hauptdarsteller: Johannes Cecon, Anna Pusch, Jürgen Pfeifer, Astrid Miksche, Georg Pesendorfer, Tina Ganser; In den (unentbehrlichen) Nebenrollen: Julia Pfeifer, Roland Haslbauer, Bettina Lettner (2-te bei der DOUBLE IRONMAN DISTANZ IN NEULENGBACH) und Martin Grad

Wie immer reisten wir bereits am Freitag an und übernachteten in der Nähe des Wettkampfgeländes im Haus Nikolaus. Dort fühlen wir uns schon fast wie Zuhause und zum Start geht man 2 Minuten, was bei einer gewissen Vergesslichkeit diverse Vorteile bietet. Vor allem für die berühmte Toilettensuche vor dem Start erweist sich die Lage als sehr vorteilhaft.

Da der Start für die vorläufig letzte Halbdistanz in Saalfelden erst um 13:30 Uhr erfolgte, hatte man auch genug Zeit sich beim Zusehen des Sprintbewerbs zu motivieren. An dieser Stelle möchte ich Georg und Tina zu Ihren Leistungen gratulieren, die ebenfalls vom Triathlonfieber angesteckt wurden. Ja, von wem wohl?

Besonders gratulieren müssen wir auch Astrid, die in ihrer Klasse bei der Sprintdistanz den Gang aufs Podest als Zweite machen durfte. (Begleitet von dem epochalen, musikalischem Werk „Resi, i hoi di mit mein Traktoa o!“)

Genug der Vorberichterstattung. Jetzt geht’s an’s Eingemachte.

Nach dem Ausfall von Roland machten sich Johannes, Anna und ich auf den Weg zum Ritzensee um unsere gesteckten Ziele zu erreichen. Die Anspannung war noch nicht allzu groß. Vielleicht war daran das ungewohnt heiße Urlaubswetter schuld, kannten wir doch Saalfelden bis heute als kalt oder regnerisch. Auch die rhythmischen Trommler aus Traunstein waren wieder da, die in Saalfelden während der ganze n Veranstaltung super Stimmung machten!!

Mission Teil 1: Schwimmen in der Moorsuppe des Ritzensees (Ziel < 37 min.)

Kurz vor dem Start nahm ich in der zweiten Reihe an der Startlinie meinen Platz ein. Jetzt spürte ich auch schon die aufkeimende Anspannung und das war gut so! Wie immer wurde es kurz vor dem Startschuss enger, aber das hatte ich bis heute auch im Griff. Das Signal ertönte und ich kurbelte los. Nach ca. 200 m hatte ich das Gefühl, dass ich die üblichen Kämpfe hinter mir gelassen hätte. Leider war dem nicht so. Anscheinend war ich im dichtesten Teil des Feldes unterwegs und wurde ständig behindert. Hände auf den Fersen, Einklemmen zwischen 2 Konkurrenten und immer wieder der Kampf um die Bojen. Ein kurzer Halt, ein kurzer Befreiungsschrei und ichwar wieder voll konzentriert. Jetzt fand ich meinen Rhythmus und konnte auch wieder besser mit den Mitbewerbern umgehen.

Kaum gut unterwegs, folgte die nächste ungewohnte Situation. Wer einmal wissen will, wie es ist durch einen Kuhfladen zu Schwimmen, dem empfehle ich den Ritzensee. Erde, Stroh, null Sicht und die Überraschung schlechthin, beim Orientieren auf die nächste Boje stehen plötzlich die Schwimmer vor mir?! Kaum wahrgenommen, landete auch schon eine kraulende Hand im weichen Grund des Ritzensees. Das war mir bei der vierten Teilnahme neu. Nichts desto trotz hatte ich das Gefühl, dass ich heuer besser unterwegs war als die letzen Jahre und beim Ausstieg nach 2 Runden konnte ich auf meiner Uhr tatsächlich eine schnellere Schwimmzeit erkennen. Das hat mich natürlich motiviert und jetzt wollte ich so schnell wie möglich aufs Rad! Der Wechsel gelang auch schon sehr gut und jetzt ging es vom Wasser auf den heißen Asphalt.

Mission Teil 2: Radfahren unter der schönen Kulisse des Steinernen Meeres (Ziel 2h20min)

Auf der ersten Runde konnte ich sehr druckvoll fahren und die Anstiege schneller überfahren, als die letzten Jahre. Sogar die berüchtigte „Mauer von Breitenbergham“ hatte zu dieser Zeit Ihren Schrecken verloren. In der zweiten Runde ging es in derselben Tonart weiter. Druck am Pedal, ein tolles Gefühl und fast genauso schnell wie in der ersten Runde. Auf der Mauer ging es eine Spur langsamer, aber immer noch gut bergauf. Beim ersten Anstieg auf der dritten Runde merkte ich aber jetzt schon, dass ich ein wenig Körner gelassen hatte. Ich bemerkte auch jetzt zum ersten Mal, dass es richtig heiß war. Die letzte Runde wollte ich also vorsichtiger angehen, da ich bei den steileren Anstiegen die ersten Krämpfe in den Oberschenkeln spürte.

Da keimte dann auch der Schrecken vor der berüchtigten Mauer wieder auf. Allerdings hatte ich noch Rolands Zeit vom Vorjahr im Kopf und dafür wurde ein Bier geboten!! Am Ende war die Runde zwar langsamer als die Ersten, aber immer noch gut genug für eine persönliche Bestleistung. Rolands Zeit habe ich nur knapp verpasst, aber ich hoffe es war wenigstens spannend für ihn, da er uns ja als Fan und Zuseher erhalten blieb.

Mit den leichten Krämpfen vom Radeln ging’s also zum zweiten Wechsel. Ich dachte mir nicht viel dabei, da ich in Klagenfurt 2010 eine ähnliche Erfahrung gemacht habe und das Laufen dann trotzdem ganz gut verlief. Nicht so in Saalfelden … Für mein Ziel war ich aber super in der Zeit. Geplant bis zu diesem Zeitpunkt 3 Stunden - Wechselzone zum Lauf verlassen in 3 STUNDEN!!

Mission Teil 3: Der titelgebende Lauf – SCHMERZEN! (Ziel 1h50min)

Jetzt ging es also darum….schaffe ich die 5-Stundenmarke oder muss ich die TRI MOTION im nächsten Jahr selbst veranstalten? Ich galoppierte also aus der Wechselzone runter in den Ort, wo die eigentlichen Laufrunden beginnen. Sofort spürte ich auch schon die Krämpfe in beiden Oberschenkeln. Jetzt ging es 3,5 km bergauf und die Krämpfe wurden immer schlimmer. Nach 4,5 km an der Labe angekommen, blieb ich auch schon stehen und wollte das Rennen eigentlich beenden. Ich habe noch getrunken was reinging und ordentlich gedehnt, als ein Blick auf die Uhr meinen Kampfgeist wieder erwachen ließ! Ich war noch immer im Plan. Also bin ich zur Wende getrabt und die Beine haben sich nicht ganz so schlecht angefühlt. Das blieb auch bergab für die erste Runde so. Allerdings kamen in Runde 2, da es ja wieder bergauf ging, die Schmerzen in den Oberschenkeln stärker zurück. Die Tatsache, dass ich Mitstreiter überholte und den Kilometer immer noch mit einem 5er Schnitt lief, ließen mich weiterkämpfen. Bei der Labe musste ich allerdings wieder Trinken und Dehnen. Aufnahme an Flüssigkeit bei km 11,5: 1 Becher Wasser, 2 Becher ISO, 1 Becher Cola, 1 Gel und dazu noch einmal ein Becher Wasser. Ich hatte nicht einmal ein Gluckern im Bauch. Es war also dringend notwendig.

Beim Zurücklaufen blieben zwar immer noch die Schmerzen, aber es war noch halbwegs erträglich. 2 Runden hatte ich überstanden und ich war noch immer in meinem Plan. Im Kopf wurde es aber immer schwieriger mit den Schmerzen umzugehen. Beim letzen Rauslaufen musste ich schon ordentlich die Zähne zusammenbeißen und das Dehnen bei der letzten Labe hatte nicht mehr den gewünschten Erfolg. Ich musste also die letzten km auch bergab mit den leidenden Oberschenkeln laufen. Die Tatsache, dass mir Johannes immer näher kam, war mir schon egal. Ich hatte jetzt nur noch ums Ziel gekämpft und auf den letzten Metern dachte ich, dass ich nicht einmal mehr meine Zeit schaffen würde. Ein steileres Bergabstück verlangte mir alles ab. Ich wusste kaum noch, wie ich meine Beine setzen sollte, ohne umzufallen. Die Angst stehen bleiben zu müssen, wich aber dem Gedanken an den Zieldurchlauf!

Johannes war schon vorbeigezogen und bei der 180° Wende ins Ziel musste ich noch einmal abbremsen und beschleunigen, was es auch nicht einfacher machte. Jetzt noch über die Zielrampe und ich hatte nicht nur den Schmerz besiegt, sondern tatsächlich auch meinen Plan gehalten!!! 4 Stunden und 50 Minuten!! Ich hab mich selten über eine Zielankunft so gefreut, weil ich auch selten so hart darum gekämpft habe. Es ist unglaublich, was man aushalten kann, wenn man etwas wirklich will. Jetzt blieb nur noch ein Problem übrig: Wie komme ich von dieser Zielrampe runter?? Ich hab den Hannes um Hilfe gebeten, aber irgendwie hat er das nicht ernst genommen. Übrigens Gratulation! Auch er hat sein Ziel erreicht und es ist unglaublich, wie nahe wir beisammen liegen. Rolands Vorjahresbestzeit, die von Hannes und meine liegen nur 1 ½ Minuten auseinander!!

Gratulattion an Anna, die Ihre Alterkklasse soueverän für sich entscheiden konnte.
Für das nächste Jahr gibt es auch schon wieder eine Erkenntnis:

-Längere Trainingseinheiten

-Dehnen nicht vernachlässigen

-Etwas weniger Schokolade

-Das Buffet beim Finisher Brunch in Saalfelden ist nicht zu überbieten!

KLAGENFURT 2012 – ICH KOMME

Wie immer an dieser Stelle danke ich meiner Julia, die mich als treuester Fan begleitet und als verständnisvolle Frau die Schmerzen mit mir teilt.

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